Rom: Gründung und Königszeit

Rom: Gründung und Königszeit
Rom: Gründung und Königszeit
 
Der 21. April 753 v. Chr. ist das legendäre Gründungsdatum der Stadt Rom. Es wurde im 1. Jahrhundert v. Chr. von dem Gelehrten Varro errechnet. Dem römischen Gründungsmythos zufolge landete der aus Troja geflohene Äneas in Latium. Die von ihm abstammenden, von einer Wölfin gesäugten Zwillinge Romulus und Remus gründeten die Stadt. Romulus wurde, nachdem er seinen Bruder im Streit erschlagen hatte, erster König. Archäologisch lässt sich eine latinische Siedlung auf dem Palatin bis ins 10. Jahrhundert, eine sabinische auf dem Quirinal ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen. Für die Wahl des Siedlungsplatzes sprachen eine Furt und eine Insel im Tiber, die das Überqueren des Flusses ermöglichten.
 
Offensichtlich schlossen sich die Siedlungen unter Einbeziehung des dazugehörigen Gräberfeldes auf dem späteren Forum im 7. Jahrhundert auf etruskische Initiative hin zur Stadt Rom (benannt nach dem etruskischen Geschlecht Ruma) zusammen. Der etruskische Einfluss erstreckte sich auf das politische, sakrale und kulturelle Leben Roms: Etruskische Könige hatten zunächst die politische Herrschaft inne, die Herrscherinsignien sowie das Amt der Liktoren (königliche Amtsgehilfen) und deren Machtsymbol, Rutenbündel und Beile (fasces), waren etruskischer Herkunft. Ebenso übernahmen die Römer das dreigliedrige Namenssystem mit Vornamen (praenomen), Familiennamen (nomen gentile) und Beinamen (cognomen) sowie die Schau der Eingeweide, des Himmels und des Vogelflugs zur Interpretation des göttlichen Willens.
 
Latinischen Ursprungs waren die römische Sprache und die Familie als Grundeinheit der sozialen Ordnung. Sicher ist, dass in Rom zunächst Könige mit dem indogermanischen Namen »Rex« herrschten, die zugleich oberste Feldherrn, Richter und Priester waren; legendär ist dagegen die annalistische Tradition über die sieben Könige, die 244 Jahre lang die Stadt regiert haben sollen. Dem König stand der Senat, die Versammlung der Häupter der adligen Familien, zur Seite. Das Volk gliederte sich in drei gentilizische Tribus zu je 10 Curien (Sippenverbänden), die die Grundordnung der Volksversammlung (comitia curiata) bildeten.
 
Die Gesellschaft des archaischen Rom war durch die vielfältigen Abhängigkeitsverhältnisse (Klientelwesen), die zwischen einzelnen Adligen, ihren Familien und Familienverbänden (gentes) und der einfachen Bevölkerung bestanden, strukturiert. Unter dem grundbesitzenden Geburtsadel, dem Patriziat, standen sowohl eine Schicht aus freien Bauern, Handwerkern und Händlern, die sich im 5. Jahrhundert zur Plebs konstituierte, als auch - mit fließenden Grenzen zur Plebs - die vom Patriziat abhängigen Bauern, die Klienten, zuletzt die Sklaven, die durch Verkauf oder Schuldknechtschaft ihre Freiheit verloren hatten.

Universal-Lexikon. 2012.

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